ADFC Amberg-Sulzbach

ADFC Fahrradklima-Test 2014

Pressemitteilungen

Statement des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Bayern

Über 100.000 Bundesbürger haben im Herbst 2014 am großen ADFC-Fahrradklima-Test teilgenommen und die Fahrradfreundlichkeit ihrer Wohnorte bewertet. Unter den „Spitzenreitern“, also den Bestplatzierten im ADFC-Fahrradklima-Test 2014, sind Erlangen und Ingolstadt. Für Erlangen ist es eine wiederholte Auszeichnung in dem 2014 zum sechsten Mal von ADFC und Bundesverkehrsministerium durchgeführten Test.

Armin Falkenhein, Landesvorsitzender des ADFC in Bayern: „Erlangen liegt nicht ohne Grund konstant auf den vordersten Plätzen: Hier wurde bereits in den 80/90 er Jahren eine enga-gierte Radverkehrsförderung und damit Radkultur entwickelt, die andere Städte später oder noch gar nicht in dieser Weise begonnen haben.“

Besondere Anerkennung gebührt den Aufholer-Städten - also denjenigen, die sich gegenüber dem Test 2012 am meisten verbessern konnten. Top-Aufholer in Bayern ist Augsburg.

Enttäuschend aus Sicht des ADFC Bayern ist, dass gerade in der Städtekategorie mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern Landshut erst ab Platz 33 die Liste der bayerischen Städte anführt – weitere Städte sich ansonsten im hinteren Mittelfeld befinden. Auch bei den Städten bis 50.000 EW ist Gunzenhausen mit Platz 16 die beste bayerische Stadt, keine schaffte es unter die ersten 10.

Armin Falkenhein: „In vielen bayerischen Städten hat der Radverkehr an Bedeutung gewonnen – doch die Förderung orientiert sich noch zu selten daran, dass Radfahren gerade innerorts zügig, sicher und bequem sein muss, um attraktiv zu sein.“

Problempunkte sind nach Auffassung des ADFC:

  • Wege wurden und werden noch immer zu Lasten der Fußgänger angelegt und zu wenig durch Umverteilung des Straßenraums, also auch die Anlage von Radstreifen auf der Fahrbahn.
  • Die Breite der Radwege wird in den meisten Städten als zu gering beklagt – die bundesweit geltenden Regelungen der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-ordnung und die Empfehlungen für Radverkehrswege (ERA 2010) nennen Regel-Wegbreiten von 2,00 m. Dies ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel.
  • Verschärfend kommt dazu, dass Radfahrer in vielen Städten in Bayern durch die nicht aufgehobenen Radwegbenutzungspflichten auf Wege gezwungen werden, die nicht einmal die Mindestkriterien für eine sichere Führung des Radverkehrs erfüllen. Die seit 1997 geltenden Vorschriften der StVO sind sehr oft immer noch nicht umgesetzt. In Erlangen schon.
  • Das Sicherheitsgefühl der innerorts Radfahrenden ist häufig sehr gering. Das hängt nach unserer Beobachtung mit den gefahrenen KFZ-Geschwindigkeiten und meist viel zu geringem Abstand der Autos beim Überholen zusammen. Auch vor dem Hintergrund muss Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit diskutiert werden.
  • Dann ist der Radverkehrsanteil in zu vielen Städten offenbar noch zu gering (Erlangen hat 33 %, viele Städte liegen mit 15 – 18% noch deutlich darunter) – dort wo viel geradelt wird, siehe Erlangen, ist das Sicherheitsgefühl auch höher!

Armin Falkenhein: „Beim Radverkehr schöpfen bayerische Kommunen noch nicht das vorhandene Potenzial aus. Zu viele Menschen steigen noch nicht aufs Rad, weil die Situation vor Ort ihnen nicht genügend sicher ist. Bayern ist zwar auf einem guten Weg, aber bis zu einem „Radlland Nr. 1“ ist es doch noch ein längerer Weg.“

Der ADFC Bayern hält folgende Maßnahmen zur weiteren Verbesserung für erforderlich:

  • Mehr Radverkehr ist politisch gewollt und gesellschaftlich erwünscht. Die Landesregierung, allen voran Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann, hat sich zur Förderung bekannt und zusätzliche Haushaltsmittel für Radwege entlang von Staatsstraßen zur Verfügung gestellt.
  • Dabei brauchen wir nicht nur Investitionen in eine gute Radverkehrsinfrastruktur, sondern auch Geld für Informationskampagnen z.B. für mehr Rücksicht im Straßenverkehr, Aufklärung über die neuen Regeln zugunsten der Radfahrenden. Ebenso für Tagungen und Schulungen, für Verwaltungen und Kommunalpolitiker.
  • Der Raum in den Städten muss neu aufgeteilt werden. Wer lebenswerte, attraktive Städte will, muss weg von der autogerechten Stadt und mehr Platz schaffen für Menschen, die mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen.
  • Dreh- und Angelpunkt für die Radverkehrsförderung sind aber die Rathäuser und Stadtverwaltungen, das sehen wir an den „Aufsteigern“ im Fahrradklimatest.
  • Wir brauchen mehr Bürgermeister, die das Rad zur Chefsache machen – und die Weichen mit dem Stadtrat für mehr Radverkehr stellen. Wir brauchen aktive fahrradfreundliche Kommunen, die auch Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK Bayern) sind.

Der ADFC Bayern unterstützt den Freistaat und die Kommunen an vielen Stellen:

  • Zusammen mit der AGFK bietet der ADFC Bayern auch 2015 einen bayernweiten Radverkehrskongress an. Dieser findet am 23.4.2015 in Erlangen statt und bietet beispielsweise Informationen zum Zusammenspiel von Fahrrad und öffentlichem Verkehr oder von Gesundheitsförderung von Mitarbeitern in fahrradfreundlichen Betrieben.
  • Der ADFC Bayern organisiert und koordiniert einen Arbeitskreis zum Thema Fahrradstationen und Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen. Erreicht wurde bereits, dass die DB Station und Service mit dem ADFC den Freistaat Bayern als Modellregion ausgewählt hat. Künftig sollen die Kommunen einfacher und leichter gute Abstellanlagen an den Bahnhöfen errichten können. In größeren Städten sollen zudem Fahrradstationen wie in Augsburg und Aschaffenburg gebaut werden.
  • Der ADFC Bayern und die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. engagieren sich im Rahmen einer neuen Kooperation für noch mehr Fahrradfreundlichkeit im Freistaat. Ziel ist es, Mitarbeiter zu motivieren, vermehrt das Fahrrad für den Weg zur Arbeit zu nutzen und es als intelligenten Baustein im Mobilitätsmix zu verankern. Unternehmen können sich dabei vom ADFC umfassend zum Einsatz des Verkehrsmittels Fahrrad beraten und als „fahrradfreundlicher Betrieb“ zertifizieren lassen.
  • Das Projekt ergänzt die erfolgreiche ADFC und AOK Mitmachaktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ (auch 2015 wieder von Anfang Juni bis Ende August), die von der vbw als Hauptsponsor seit Jahren unterstützt wird und an der im vergangenen Jahr rund 50.000 Teilnehmer aus circa 8.000 Betrieben teilgenommen haben.

Daten und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test 2014
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2014 zum sechsten Mal durchgeführt. Der Fahrradklima-Test wird gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans. Über 100.000 Menschen stimmten ab – eine Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem letzten Test im Jahr 2012. Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück. 468 Städte kamen in die Wertung (im Vergleich: 332 in 2012). Der Test bestand aus 27 Fragen und wurde schwerpunktmäßig am Rechner und auf mobilen Geräten ausgefüllt. Die Teilnehmer bewerteten mit Noten von 1 bis 6 beispielsweise, ob Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob die Stadt in letzter Zeit viel für den Radverkehr getan hat, ob es häufig Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern gibt und ob man sich als Radfahrer sicher fühlt. Nur 16 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind ADFC-Mitglieder, die Umfrage ist also keine Mitgliederbefragung, sondern zeigt ein Stimmungsbild aller Radfahrenden in Deutschland.

Hinweis an Redaktionen
Alle Ergebnisse des Fahrradklima-Tests sowie eine interaktive Deutschlandkarte finden über www.adfc.de/fahrradklima-test. Passwort: Berlin.

Presse-Kontakt:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Landesverband Bayern e. V.

Armin Falkenhein, Landesvorsitzender
Petra Husemann-Roew, Landesgeschäftsführerin
Tel. 089-9090025-11
E-Mail: presse(..at..)adfc-bayern.de

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