ADFC Amberg-Sulzbach

"Die Zukunft des Verkehrs ist intermodal"

Aktuelles

Alexander Freitag, Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH (MVV)

Zum 18. ADFC Mittagsgespräch am 21.07.2015 hatte der ADFC Landesverband Bayern den Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH (MVV), Alexander Freitag, als Gastredner gewonnen. Freitag sprach über das Thema „Fahrrad & ÖPNV – Chancen und Herausforderungen intermodaler Mobilitätslösungen“. Trotz hochsommerlicher Temperaturen folgten rund 80 Vertreter aus Politik, Ministerien und Verbänden den spannenden Ausführungen zu dem Thema.

Armin Falkenhein, Landesvorsitzender des ADFC Bayern, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass die Verknüpfung von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr eine wichtige Rolle für den ADFC spielt, da das Fahrrad insbesondere in Ballungsräumen wie München in Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln einen wertvollen Beitrag zur Entlastung der Verkehrssituation und des Klimas leisten kann. In diesem Kontext sollten vor allem Bahnhöfe und Haltestellen als Schnittstellen im Fokus stehen, um sichere und ausreichende Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu gewährleisten. Aktuell in zeigten sich in Bayern in manchen Regionen diesbezüglich noch große Herausforderungen, so Falkenhein.

Beispiele für Lösungsansätze zur Kombination von Fahrrad und ÖPNV in der Metropolregion München zeigte dann MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag in seinem Vortrag auf und lobte dabei die langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem ADFC Bayern:

  • Der MVV-Radroutenplaner bietet online und via App (erhältlich für iOS und Android) die Möglichkeit, eine passende Radroute im Großraum München zu ermitteln. Der Nutzer hat dabei die Möglichkeit zwischen drei Varianten auszuwählen: die grüne, schnelle oder familienfreundliche Route. Darüber hinaus wurden spezielle Routen für Pendler – die sogenannten Grünen Routen RegioCity - in Zusammenarbeit mit dem ADFC entwickelt und bereitgestellt. Eine viel gefragte Kombination ist dabei Bike+Ride, hier werden in die Routenwahl auf Wunsch auch alle Haltestellen einbezogen. Ein Routing mit Fahrradmitnahme in den Öffentlichen ist ebenfalls möglich. Zusätzlich wird über das Leihradangebot in der Region München informiert.
  • MVV und ADFC haben darüber hinaus bereits vor fünf Jahren gemeinsam 29 MVV-ADFC-Radlrouten für Freizeitfahrer erstellt, bei denen Radfahrer ihre Tour an einem S- oder U-Bahnhof beginnen und an einem beliebigen Bahnhof im MVV-Gebiet wieder beenden können.
  • 2012 entwickelten die Partner das ADFC-MVV-Faltrad-Projekt, welches inzwischen zahlreiche Nachahmer gefunden hat. Ein Faltrad ergänzt den ÖPNV ideal auf der „letzten Meile“ zwischen Haltestation und Zielort und kann im gefalteten Zustand kostenfrei mitgenommen werden.

Trotz der Erfolge und des teilweise guten Standards im Bereich der Bike+Ride-Stationen im Raum München, sieht Freitag aber auch noch Herausforderungen. Aktuell sind bereits rund 55.000 Bike+ Ride Stellplätze im MVV-Gebiet vorhanden. Freitag betonte jedoch auch, dass diese noch lange nicht ausreichen und unter anderem für Pedelec-Fahrer noch Nachbesserungen erfordern. Er sieht eine überproportionale Zunahme der Bike und Ride-Nutzung, die regelmäßig zu einer Auslastung der Stellplätze von über 100% führe. „Die Anzahl der Fahrgäste, die mit dem Fahrrad zur Haltestelle kommen, ist doppelt so hoch wie derer, die mit dem Auto anreisen“, erklärte er und sieht hier darüber hinaus noch ein starkes weiteres Verlagerungspotenzial vom Auto zum Fahrrad, das sowohl dem Flächenbedarf wie der Umwelt zugutekommen würde. Das Verständnis für die Herausforderungen und den weiteren Ausbaubedarf sei hier hoch, sagte Freitag, gleichwohl gebe es aber an der einen oder anderen Stelle noch Umsetzungsprobleme.

Mit dem offenen und ehrlichen Dialog auch zu den Herausforderungen bei der Umsetzung, zeigte Freitag, wie wichtig die Arbeit an intermodalen Verkehrskonzepten für die MVV ist. „Die Zukunft der Mobilität ist Intermodal“, sagte Freitag. Im Fokus steht für ihn dabei, dem Nutzer nichts vorschreiben zu wollen, sondern ihm die Möglichkeit zu geben, jeden Tag individuell zu entscheiden, welches Fortbewegungsmittel in der aktuellen Situation das richtige ist.

Freitag betonte, dass für den MVV eine umweltfreundliche Optimierung der Gesamtmobilität im Fokus steht und er große Chancen in der Erarbeitung intermodaler Mobilitätslösungen sieht. „Wir müssen das Scheuklappendenken ablegen“, appellierte er an alle Zuhörer. Sorge vor einer Kannibalisierung beim Fahrgastaufkommen durch das Fahrrad sieht er als unbegründet: „Ich glaube an eine gute Partnerschaft zwischen Rad und öffentlichem Nahverkehr, mit der der gesamte Umweltverbund gestärkt werden kann.“ Ein Ausbau und eine sinnvolle Verknüpfung von ÖPNV, Rad und Carsharing, die jeweils in unterschiedlichen Bereichen ihre Stärken haben, könne langfristig mehr Leute vom eigenen Auto ins System bringen und damit sowohl einen Mehrwert für die Umwelt bieten, als auch auf die Herausforderungen durch das starke Bevölkerungswachstum zu reagieren.

Die MVV Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH wurde als erster Verkehrsverbund in Deutschland und als eines der ersten Unternehmen in München als „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Das Zertifikat wurde im Rahmen des 18. ADFC Mittagsgesprächs von Armin Falkenhein (ADFC) und Ivor Parvanov, Geschäftsführer der vbw - Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e.V. und Partner des Projektes „Fahrradfreundliche Arbeitgeber in Bayern“, übergeben. Alexander Freitag: „Der MVV freut sich über diese Auszeichnung und nimmt diese als Ansporn, künftig alle denkbaren Verkehrsträger noch besser miteinander zu vernetzen. Hier hat sich der ADFC als ein hervorragender Partner erwiesen, da er das erforderlich Know-how zum Radverkehr mitbringt. Der MVV hingegen bietet schon heute mit der MVV-Auskunft eine multimodale Informationsplattform, die u.a. Dank des ADFC nun auch zahlreiche Angaben zum Radverkehr beinhaltet. Bereits heute nutzen über 55.000 Fahrgäste täglich die Möglichkeit von Bike+Ride (B+R) und fahren mit dem Rad zur nächsten S- oder U-Bahnhaltestelle."

Text: Katharina Redmonds

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